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Zwischen "Corona" und "Todesfuge"
Der deutsch-jüdische Dichter Paul Celan (1920-1970), der 2020 seinen 100. Geburtstag begeht und 1960 den Darmstädter Georg-Büchner-Preis erhielt, gehört zu Deutschlands bedeutendsten Lyrikern und war selbst ein Holocaust-Überlebender: Seine Eltern wurden beide von NS-Schergen deportiert und ermordet. Er selber, geboren im rumänischen Czernowitz, geprägt durch die jüdische Kultur der Bulowina, wurde in einem Zwangsarbeitslager an der Moldau gequält. Celan schuf aus dieser Selbsterfahrung 1944/45 das Gedicht "Todesfuge", das die europäische Judenvernichtung durch die Nazis mit lyrischen Mitteln zum Thema macht. Er verstand es "geradezu als seinen Auftrag, anzuschreiben gegen die Sprache von Mördern". Zitate aus der 1948 erstmals auf Deutsch erschienenen "Todesfuge, wie "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", gerieten zu geflügelten Worten der deutschen Sprache. Das Gedicht gehört längst zu den Meilensteinen einer Poetik der Holocaust-Lyrik. 1952 veröffentlichte Celan ein Gedicht mit dem eigenartig aktuellen Titel "Corona", ein Liebesgedicht, in dem das Sternbild der Corona zum Sinnbild der Irrungen und Wirrungen, aber auch Abgründe der Liebe wird. Wir lesen und erörtern beide Gedichte, widmen uns aber auch der Wechselwirkung zwischen Leben und Werk dieses unterschätzten Meisterdichters.
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Dienstag, 19:00 Uhr